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Nikolausglocke klingt am Abteifriedhof

Die Glocke aus der ehemaligen Neumühler Martinskirche nahmen Abt Albert Dölken und Gärtnermeister Johannes Aengen-Eyndt (re.) Ende Oktober neu in Betrieb. Fotos: St. Johann
Die Glocke aus der ehemaligen Neumühler Martinskirche nahmen Abt Albert Dölken und Gärtnermeister Johannes Aengen-Eyndt (re.) Ende Oktober neu in Betrieb. Fotos: St. Johann

Eine knapp 300 Jahre alte, 420 Kilo schwere Glocke klingt jetzt auf dem Hamborner Abteifriedhof. Sie stammt aus der nach 2006 geschlossenen Neumühler Martinskirche. An dem in seinem ältesten Teil gut tausendjährigen Parkfriedhof ist sie Namensgeberin der gerade in Betrieb genommen „Glockenwiese“ im Friedhofs-Osten unweit der Mauer zur Jägerstraße. In „Cis“ erklang die 1731 in der schlesischen Grafschaft Glatz geweihte Glocke, als Abt Albert Dölken sie mit Seilen in Bewegung brachte. Dauerhaft kann sie über eine V-Stange mit Griffen von zwei Seiten in Schwung gebracht werden. Nach der Consolatrix-Totenglocke, die bei Beerdigungszügen in „D“ vom Kirchturm klingt, ertönt die Nikolaus-Glocke dann beim Gedenken am Grab. Inschriften zu St. Nikolaus und dem Pfarrer zur Zeit des Glockengusses lauten. „Durch sein unaufhörliches Gebet möge er (St. Nikolaus) uns von allem Bösen befreien“ und „1731 hat der derzeitige Pfarrer Leopoldo Sobelius … die Glocke wieder belebt.“

 

Die 89 Zentimeter Durchmesser umfassende Glocke weist in ihrer Inschrift auf den Guss 1731 durch Franz Xaver Stanke (Tschechien), der im 18. Jahrhundert auch eine heute in St. Gertrud (Köln) hängende jüngere Glocke herstellte. Die Glockenwiese ist eine für den Friedhof typische Neuanlage. „Wo alte Gräber abgeräumt und nicht mehr belegt wurden, haben wir bewusst einen natürlich und anders bepflanzten Ort der Trauer, aber auch der Erholung und der Besinnung geschaffen“, erklärt Abt Albert Dölken. Verschiedene Bereiche werden und sind zudem thematisch gestaltet - etwa die Hummelwiese mit für Insekten attraktiven Pflanzen, der Mariengarten für Kindergrabstätten oder das Denkmal für verunglückte und bei Industrie- oder Arbeitsunfällen zu Tode gekommen Menschen nah an der Abteikirche.

 

Mit diesem Konzept will der Abteifriedhof angesichts des vermehrten Wegzugs von Menschen aus dem Industrierevier Neues schaffen. Der Ort der Toten und des Gedenkens wird bereichern. Bereits umgesetzt wurden in den vergangenen Jahren Ideen für die „Hummelwiese“ und den „Mariengarten“. Hier wächst rund um eine Vulkanstein-Madonna mit Kind seit 2022 eine Ruhestätte für Kinder und junge Jugendliche. Auch für Sternenkinder – still und tot geborene kleine Menschen.