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Menschen mit Handicaps freuen sich über „Jesaja“

Auch ein wenig Sonne scheint an dem sonst regnerischen Dezembertag auf die Pferde und die Koppeln des Duisburger Biegerhofs. Nahe Huckingen im Süden der Stadt warten Interessierte und Sponsoren eines neu eingezogenen Pferdes mit Pater Tobias Breer auf die Vorstellung des Therapiepferdes und die seines noch unbekannten Namens. Jesaja, so wie der adventliche Prophet, soll der vierjährige Friese heißen. Das geben der Pater und Reitpädagogin Nicole Hocks bald bekannt. Vom Marathon-Pater Tobias aus Duisburg und Spendern durch einen Benefiz-Marathon mit 16.000 Euro gefördert, sichert er am Hof die Reittherapie für Kinder und Menschen anderer Altersgruppen. Sie sind oft durch Bewegungseinschränkungen oder andere Handicaps benachteiligt. Die häufig nicht durch die Krankenkasse finanzierte Therapie ermöglicht jedoch mehr Gesundheit und Lebensfreude.

 

Treffen am Biegerhof bei Duisburg-Huckingen. Jesaja (Mitte) lebt seit sieben Wochen hier. Den Vierjährigen übergaben Pater Tobias und sein Projekt Lebenswert (2. re. neben dem Pferd) an Reitpädagogin Nicole Hocks (re. neben Jesaja).
Treffen am Biegerhof bei Duisburg-Huckingen. Jesaja (Mitte) lebt seit sieben Wochen hier. Den Vierjährigen übergaben Pater Tobias und sein Projekt Lebenswert (2. re. neben dem Pferd) an Reitpädagogin Nicole Hocks (re. neben Jesaja).

Das Projekt Lebenswert, von Pater Tobias gegründet, unterstützt schon seit 2015 auch Reittherapien für zurzeit drei Menschen mit je 2500 Euro pro Jahr. Ohne die Hilfe durch den Marathon-Pater sowie seiner Sponsoren hätte die Reittherapie am Hof nach dem Unfall eines Pferdes 2021 und der nötigen Einschläferung eines anderen vor dem Aus gestanden. Jesajas Vorgänger Rinke war nach einem Sturz in einen Anhänger trotz seiner Erholung nicht mehr fit genug für die Reittherapie.

 

Hocks ist froh, dass der Prämonstratenser Chorherr Tobias in Belgien die früheren Besitzer des Vierjährigen von einem Verkauf und der Ausbildung zum Therapiepferd überzeugen konnte. Die Suche nach einem geeigneten Pferd hatte ein Dreiviertel-Jahr gedauert. „Jesaja, seit sieben Wochen hier, eignet sich durch seinen Charakter und seine Abstammung hervorragend für den Umgang mit Kindern“, berichtet die Reitpädagogin. „Er ist ruhig, jetzt schon sehr menschenbezogen, aufgeschlossen und trotz seines jungen Alters sanft genug“, lobt die junge Fachfrau. Pater Tobias, Bruder eines Reiterhofbesitzers im Süd-Münsterland, ergänzt, der Bewegungsablauf und der flüssige Schritt des Therapiepferdes empfehle ihn für seine neue Aufgabe. „Die gemeinnützige Aktion Lebenswert stellte Nicole Hocks den in Duisburg kastrierten Hengst für die Ausbildung und ihre Arbeit zur Verfügung.“

Hocks hat ein ehrgeiziges Ziel mit dem jungen Klassepferd. „Wenn alles sehr gut läuft, möchte ich mit Jesaja schon nach Ostern 2023 erste Therapie- und Reitstunden anbieten.“ Der historische Biegerhof und der Reiterverein dort ist mit seinen auch integrativen Reitangeboten seit 1964 eine gute Adresse für Freizeit und die Förderung von Gesundheit.

 

Zuletzt waren am Stall auch viele geflohene Ukrainerinnen und ihre Kinder für einige Monate zu Gast, viele streichelten und putzten hier die Pferde. (Fotos: U. Wilmes; Projekt Lebenswert e.V.) Pater Tobias, Gründer der Aktion „Lebenswert“, ist sich mit Hocks einig, wenn es um die Förderung von Menschen in herausfordernden Situationen oder ihre Gesundheit geht. Der Ordensmann: „Mit dem Team am Hof helfen wir gern. Das gilt, egal ob Menschen auf dem Pferd psychische Belastungen verarbeiten wollen oder ob sie durch die Tier-Kontakte besser mit Benachteiligungen leben können.“ Jesaja sei dabei sicher ein guter Partner.