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Vom biblischen Bäumchen zum klösterlichen Genuss - Der Feigenbaum vor dem Fenster des Abtes

Er steht ganz unscheinbar, aber mit großer Geschichte: der Feigenbaum im Klostergarten der Abtei Hamborn - direkt vor dem Bürofenster von Abt Albert. Heute ist er stattlich gewachsen und trägt Jahr für Jahr reichlich Früchte. Doch begonnen hat alles mit einem kleinen Setzling, kaum 50 Zentimeter hoch.

An einem Sonntag, als im Gottesdienst gerade das Evangelium vom Feigenbaum gelesen wurde, entdeckte Abt Albert das Pflänzchen bei Blumen Frensch. Es stand dort auf der Theke, versehen mit einem kleinen Etikett: „Ficus carica - Echter Feigenbaum“. Auf Nachfrage erfuhr er von der Floristin, dass es noch zu haben sei. Ihr Großvater habe selbst einen solchen Baum gepflanzt - mit Erfolg. Ein sonniger Platz sei entscheidend, und mit der Zeit würde der Baum sogar winterfest werden.

 

Ein Plätzchen war schnell gefunden: direkt vor dem Fenster des Abtes. Dort wächst der Baum seitdem mit Kraft und Segen und trägt mittlerweile so viele Früchte, dass bereits mehrfach geerntet werden konnte. Das klösterliche Küchenteam um Koch Oliver Jerghoff hat daraus etwas ganz Besonderes gemacht: hausgemachte Feigenmarmelade, verfeinert mit einem Schuss Rotwein, kräftiges Feigenbrot und sogar einen feinen Feigenwodka, alles nach eigenen Rezepten, sorgfältig zubereitet und ausschließlich für den internen Gebrauch.

 

Der Feigenbaum erinnert seither nicht nur an mediterrane Wärme, sondern auch an ein Wort Jesu, das in jenem Gottesdienst verkündet wurde:

 

„Ein Mann hatte in seinem Weinberg einen Feigenbaum gepflanzt; und er kam und suchte Frucht an ihm und fand keine. Da sprach er zu dem Weingärtner: Siehe, drei Jahre komme ich und suche Frucht an diesem Feigenbaum und finde keine. Haue ihn ab! Warum nimmt er dem Boden die Kraft? Er aber antwortete: Herr, lass ihn noch dieses Jahr, bis ich um ihn grabe und ihn düngen werde. Vielleicht bringt er dann Frucht.“

(Lukas 13,6–9)

 

Mit Geduld und Sorgfalt ist aus dem kleinen Pflänzchen ein kraftvoller Baum geworden - Symbol für Hoffnung, Wachstum und göttlichen Segen. Und wer das Kirchenmobil „Marienkäfer“ trifft, das Schwester Ursula mit ihren Helferinnen und Helfern steuert, darf mit etwas Glück eine kleine Kostprobe genießen. Denn: Der Geschmack der Feige ist in Hamborn mehr als ein Genuss – er ist ein Zeichen des Lebens.